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EVENT-RÜCKBLICK: DIE TAGEBÜCHER VON ADAM UND EVA NACH MARK TWAIN – ein humorvolles Vergnügen!
Text und Fotos: Andrea Beckert
Nach einem halben Jahr Lockdown öffnete die Freie Bühne Wieden wieder ihre Pforten – ins Paradies namens Theater. Passend zu diesem Anlass wagten am 25. und 28. Mai Michaela Ehrenstein und Walter Gellert einen Blick in die geheimen Tagebücher von Adam und Eva, in denen Mark Twain mit bekannt pointenreichem Humor und ausgesprochen liebevoll die Anfänge eines abenteuerlichen Lebens zu zweit schildert. Aus wechselseitigen Tagebuchauf- zeichnungen der beiden ersten Bewohner des Paradieses erfuhr das Publikum so manches Geheimnis, und so viel sei vorab verraten – Liebe auf den ersten Blick zwischen Adam und Eva war es nicht.
Prädikat: ein paradiesisches Theatervergnügen
Mark Twain:
Seine humoristischen Erzählungen, vor allem „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, haben Samuel Langhorne Clemens (1835 – 1910) alias Mark Twain weltberühmt gemacht. Das „Tagebuch von Adam und Eva“ (erschienen 1904, nach dem Tod seiner Frau) zeigt ihn von der heiter-poetisch-zärtlichen Seite und ist ein großes Plädoyer für die Liebe.
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nhalt:
Ein Mann, eine Frau, ein Baum, ein Apfel, eine Schlange – soweit ist die biblische Überlieferung des ersten Paars der Menschheit bekannt.
Augenzwinkernd enthüllt Mark Twain in seinem Werk die Unterschiede von Mann und Frau. Jeder fühlt sich durch den anderen gestört. Missverständnisse, Kummer, Streit und Versöhnung prägen den Alltag der ersten Menschen. Nach dem allerersten Sündenfall muss das Paar aus dem Garten Eden fliehen.
Nach und nach lernen die biblischen Protagonisten die Schwächen und Eigenarten des anderen lieben – eine der schönsten Liebesgeschichten der Welt nimmt ihren Lauf – das ist ein großes Glück für die Menschheit und
vor allem für die Theater- besucherinnen und Theaterbesucher!
Adam:
Besonders begeistert ist Adam ja nicht, als er eines Morgens erwacht und ein neues Wesen an seiner Seite findet. Vor allem deshalb, weil er Gesellschaft nicht gewohnt ist, das neue Wesen „Eva“ ununterbrochen redet, allem einen Namen geben muss, wie zum Beispiel den Dodo, die Wasserfälle heißen „Niagarafälle“, und sich zahlreichen Experimente widmet, die oft keinen praktischen Wert haben. Auch Evas Fürsorge für alle Tiere nervt Adam, beispielsweise, wenn sie die armen Fische aus dem Teich holt, um diese in sein Bett zu legen, um sie zu wärmen, Adam will nicht mit ihnen schlafen, sie sind feucht und glitschig, und wenn man nichts anhat, dann ist es wenig angenehm.
Und das neue Geschöpf mit den langen Haaren tut auch tausend Dinge, die eigentlich verboten sind.
Nach der Vertreibung aus dem Paradies hat Eva plötzlich ein kleines „Tier“ ge- fangen. Ein Känguru? Ein Bär? Dieses Geschöpf namens Kain wächst langsam, hat Fell bzw. Haare am Kopf und macht viel Lärm. Später folgt noch ein zweites, sehr ähnliches Exemplar namens Abel.
Schließlich sieht Adam ein, dass er sich in Bezug auf Eva geirrt hat, er lernt ihr großes Herz und ihr gefühlvolles Wesen kennen und lieben.
Vierzig Jahre später: Mit einer Liebeserklärung an Evas Grab endet das Tagebuch von Adam: „Wo immer sie war, dort war Eden.“ |
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Eva:
Eva, die sich selbst als Experiment sieht, trifft unverhofft auf ein unbekanntes Reptil oder ein Bauwerk oder ein Mann. Sie ist fasziniert von diesem neuen Wesen und nennt ihn Adam, der allerdings von ihr gar nichts wissen will und den sie auf die Palme treibt. Vor allem deshalb, weil sie muss Gesellschaft haben, dafür ist sie geschaffen worden. Sie redet so gerne und das den ganzen Tag, und falls erwünscht, dann würde sie nie mehr mit dem Reden aufhören.
Am liebsten gibt Eva jeder Erscheinung einen passenden Namen, denn ihm fehlt jegliche Begabung für diese Tätigkeit. Die junge, anfänglich naive Frau ist faszi- niert von allen Sachen und Dingen – sie liebt alles Schöne – die hübschen und romantischen Monde und auch die Sterne, den blauen Himmel, die Tiere, die Blumen und vieles mehr. Eva liebt Experimente und will alles entdecken, wie zum Beispiel das Feuer inkl. Rauch, Flammen, Kohle, Asche, Glut – Eva glaubt, eines Tages wird es sehr nützlich sein. Ein gutes Beispiel für mangelnde Harmo- nie in all ihren Ansichten ist der große Brontosaurus. Sie möchte die großartige Errungenschaft zähmen und als Haustier behalten, während er dieses Übel lieber wegbringen möchte. Sein fehlendes Taktgefühl und mangelndes Einfüh- lungsvermögen lösen bei Eva ersten Kummer aus.
Eine Schlange überredet Eva vom verbotenen Apfel zu essen, denn es soll eine herrliche Entwicklung zur Folge haben.
Ein Jahr nach dem Sündenfall und Auszug aus dem Garten Eden bringt Eva ein kleines Geschöpf mit. Sie nennen es Kain. Es wächst stetig. Ein Känguru? Ein Bär? Später wird sie noch ein zweites Exemplar fangen und es Abel nennen.
Obwohl sie ihren geliebten Garten Eden nie wieder sehen wird, ist Eva zufrieden, denn sie liebt Adam trotz all seiner Mängel und Eigenheiten, denn er ist gut, stark und schön.
Vierzig Jahre später: Mit einer Liebeserklärung an Adam endet das Tagebuch von Eva: „Ich gebet, dass ich als erstes aus dem Leben scheide, er ist stark, ich bin schwach, ein Leben ohne ihn wäre kein Leben.“
Als Zugabe brachten Michaela Ehrenstein und Walter Gellert heiter Anekdoten und Zitate von Mark Twain, und sorgten so für den perfekten Abschluss. |
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Fazit:
Für die Wiedereröffnung nach dem Lockdown wollten die charmante Theater- direktorin der Freien Bühne Wieden MMag. Michaela Ehrenstein und ihr toller Kollege Walter Gellert etwas ganz Besonderes auf die Bühne bringen – amüsant, kurzweilig und gewürzt mit pointenreichem Humor sollte das Werk sein – all diese hohen Anforderungen erfüllten „Die Tagebücher von Adam und Eva“ nach Mark Twain. Seine heiter-ironische Analyse der Beziehung zwischen Mann und Frau hat Mark Twain mit zahlreichen Klischees und Vorurteilen versehen. Immer wieder brachten die unterschiedlichen Charaktereigenschaften und konträren Ansichten zwischen Adam und Eva die Zuhörer zum Schmunzeln.
Den anwesenden BesucherInnen bereitete es jedenfalls viel Freude, Michaela Ehrenstein und Walter Gellert zu lauschen, während sie abwechselnd Aufzeichnungen aus den ersten Tagebüchern der Menschheitsgeschichte zum Besten gaben. Nach einem frenetischen Applaus verließ das restlos begeisterte Publikum mit einem Lächen im Gesicht das Theater.
Der wunderbare Abend machte Lust auf mehr – mehr Kultur, mehr Theater, mehr Lebensfreude. Danke!
Freie Bühne Wieden
Wiedner Hauptstraße 60b, 1040 Wien, www.freiebuehnewieden.at |
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