EVENTRÜCKBLICK: JAMIE CULLUM – Virtuosität verknüpft mit Spielfreude und Leichtigkeit
Text & Fotos (2019): Andrea Beckert, Cover: Universal Music
Wien, 23.03.2022. Mit bis heute 10 Millionen verkauften Alben ist Jamie Cullum ein weltweit gefeierter Musiker mit treuen Fans – auch in Wien. Seinem Ruf als virtuoser Live-Musiker wurde Jamie Cullum bei seinem frenetisch umjubelten Konzerthausdebüt am 22. März 2022 einmal mehr gerecht. Bei seinem Wien-Gastspiel wanderte der quirlige Vollblutmusiker mühelos zwischen verschiedenen Stilrichtungen. Gemeinsam mit seiner famosen Band präsentierte der Ausnahmekünstler Jazzstandards, berührende Balladen, pulsierende Funk-Rhythmen und vor allem Songs von seinem Album „Taller“ (VÖ: 07.06.19, Label: Island Records / Universal Music). Und weil es so schön war, stehen Jamie Cullum und sein Band zwei Tage später, am 24.03.2022, gleich noch einmal im Wiener Konzerthaus auf der Bühne. Prädikat: ein unvergessliches Konzerthighlight! |
Pures Konzert-Vergnügen!
Mit tosendem Applaus hieß das Wiener Publikum den britischen Singer-Songwriter Jamie Cullum bei seinem Konzerhausdebüt herzlich willkommen. Und so war der 1979 in Essex geborene Jamie Cullum sofort in Spiellaune, tänzelte lässig auf der Bühne herum und jammte nach Lust und Laune. Seinem Bösendorfer-Konzertflügel entlockte der britische Retrojazzer nicht nur feinste Töne, er kletterte mehr- mals auf selbigen, um seine legendären, waghalsi- gen Sprünge zu machen.
Eine facettenreiche Setliste bot einen wunderbaren Mix aus Eigenkompositionen vor allem vom Album „Taller“, Jazzstandards und lies seiner Intuition für feinste Arrangements freien Lauf. Ab dem ersten Song „Age Of Anxiety“ schwelgten die Fans in Glück- seligkeit. Seine emotionalen Botschaften verarbeitete der charmante Superstar gerne
auch humorvoll und selbstironisch, wie beispielsweise im Titelsong „Taller“ des gleichnamigen Albums, ein Song über seine körperliche Statur und darüber, dass er mit einer größeren Frau verheiratet ist. Nahtlos ging es mit „Get Your Way“ / „Big Chief“ / „The Man“ weiter. Nach „These Are The Days“ brachte Jamie Cullum seine spezielle Interpretation des Jazzstandards „I Get a Kick Out of You“ von Cole Porter zu Gehör – einfach großartig. „Boyfriend“ kam beim Publikum ebenfalls gut an. Mit großem Vergnügen lauschte man dem selbstironischen Major-Label-Durchbruch „Twentysomething“. Gänsehautfeeling kam danach beim melancholischen Dinah Washington-Hit „What a Diff‘rence a Day Makes“ auf, als sich Cullum selbst am Piano begleitete. Ein weiteres Highlight folgte sogleich, alle Musiker stellten sich nebeneinander auf und sangen das gospelartige „Mankind“ ganz unplugged, dabei kam die tolle Akustik im Großen |
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Saal des Konzerthauses besonders gut zur Geltung. Mit „Don‘t Give Up On Me“ und „When I Get Famous“ gab der begnadete Sänger und Musiker intime Ein- blicke in sein Leben. Locker und lässig kam die schöne Jazz-Coverversion „Sinnerman“ von Nina Simone daher. Danach verbreitete sich Partystim- mung unter den Konzertgästen. Jamie Cullum misch- te sich auch unter die Fans und holte enthusiastisch singende, klatschende und tanzende Fans vor zur Bühne. Stilsicher kombinierte er Jazz mit Elementen aus Pop, Rock und Funk. „Usher“, „You And Me Are Gone“ und „Mixtape“ waren der beste Beweis für sei- nen sechsten Sinn für die perfekte Harmonie der Töne. Das war pures Musik-Vergnügen!
Eine wunderschöne Ballade bildete den krönenden Abschluss dieses Konzerthighlights. Mit dem letzten Song „Endings Are Beginnings“ zelebrierte der viel- seitige und kreative Künstler mit der markanten und zugleich gefühlvollen Stimme, nur sich selbt am Piano begleitend, die letzten Minuten auf der Bühne. Darin heißt es: „And endings are like beginnings / If the start is just the finish / Then maybe we should keep moving“. Für so viel Leidenschaft gab es ein letztes Mal euphorischen Applaus. Nach fast zwei Stunden verließ Jamie Cullum die Bühne und hinter- lies glückliche Fans, die die begehrten Karten ergat- tern konnten. Danke für einen
tollen Konzertabend!
Fazit:
Auf sein Debüt im Wiener Konzerthaus mussten Jamie Cullum und seine Fans lange warten. Doch das Warten hat sich gelohnt. Mit unbändiger Spielfreude, feinster Technik und Witz gab ein bestens gelaunter Jamie Cullum Eigenkompositionen, Jazzstandards und raffinierte Soli zum Besten. Der sympathische Brite teilte sich die Bühne mit seinen famosen Band- |
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kollegen. Für die packenden Grooves sorgten Tom Richards (Saxophon, Keyboards, Gesang), Rory Sim- mons (Trompete), Tom Varrall (Gitarre), Loz Garratt (Bass, Gesang) und Brad Webb (Schlagzeug, Gesang). Tatkräftige Unterstützung kam auch vom stimmge- waltigen Background-Duo Aisha Stuart und Marc Henderson, die gleich neben dem Klavier viel gute Laune versprühten.
Dienstagabend war jedenfalls der richtige Zeitpunkt, um im Wiener Konzerthaus für knapp zwei Stunden dem tristen Alltag zu entkommen. Das erste und sicherlich auch das zweite Konzert von Jamie Cullum im Großen Saal des Konzerthauses werden noch lange in bester Erinnerung bleiben – denn es war wie gewohnt vielfältig und exzellent. Das fanden die anwesenden, restlos begeisterten Fans auch. |