UNISEX - LIFESTYLE, TRENDS & EVENTS
Home Coverstory Horoskop
Partner Site Map Facebook
Kontakt Impressum Datenschutz
Klaus Eberhartinger IN MEMORIAM:
ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG (EAV) – eine ‚schöne Leich‘

Text und Fotos: Andrea Beckert, Lyrics: Thomas Spitzer (EAV)

Wien, 16. September 2019. Mit traurigen Herzen gaben wir bekannt, dass unsere geliebte, heimische Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“ (EAV), eine Austropop-Legende und musikalischer Wegbe-
gleiter für viele Generationen in einer Vollmondnacht, dem 14. September 2019, nach einer erfüllten Karriere mit Höhen und Tiefen, unzähligen Hits, über 1.000 Konzert-Auftritten in Deutschland, Öster-
reich, Schweiz, Italien, Liechtenstein und Tschechien, über 10 Millionen verkauften Großtonträgern, 20 Top-10 Alben in Österreich, Deutschland, Schweiz, einem Lebenswerk-Amadeus, dem Wiener Stadt-
hallen Flügel und unzähligen weiteren Auszeichnungen im 42. Band-Lebensjahr Abschied von der Bühne nahm. Die würdevolle Verabschiedung – ihr letztes Abschiedskonzert – fand in der Wiener Stadthalle in der „Aufbahrungshalle“ (Halle D) statt. Die große „Einäscherungsparty“ der EAV startete um 20:00 Uhr und dauerte drei Stunden lang. Getreu dem Motto ihres letzten Albums, „Alles ist erlaubt – 1.000 Jahre EAV“, trug sich die Band selbst zu Grabe und verabschiedete sich endgültig von ihrer Fangemeinde. Zum letzten Geleit kamen rund 12.000 „Trauergäste“. Zum Schluss lautete der einhellige Tenor: „Es war eine ‚schöne Leich‘!“


Trinkt’s auf uns irgendwas und seid’s net zwider!
Was vorbei is‘, des is vorbei!
In der Höll drunten seh‘ ma‘ uns wieder...
Da Teufel hat noch a boa Platzerl frei!
EAV (* 1977, † 2019)


Zugegeben, es ist ein Klischee, aber der Wiener feiert den Tod gerne mit Pomp und Pracht. Und zu Wien gehört nun mal auch eine ‚schöne Leich‘ (Bedeutung: eine stilvolle, würdige Bestattung mit einer großen Trauergesellschaft). Dies trifft auch auf die „Erste Allgemeine Verunsicherung“ zu – denn nach 42 Jahren fand im Rahmen der im Frühjahr gestarteten (ersten?!) Abschiedsparty-Tournee „1.000 Jahre EAV“ der krönende Abschluss in der Wiener Stadthalle statt – ganz nach dem Motto: „Alles ist erlaubt!“

Vor Konzertbeginn betrat Peter Rapp kurz die Bühne, um die Fangemeinde auf den Abend, der aufgezeich-
net wurde, einzustimmen. Wenige Minuten später begann das moribunde Spektakel: Zu Beginn der „Ab-
schiedszeremonie“ brachten zwei dunkle Gestalten einen Sarg auf die Bühne. Der Sargdeckel öffnete sich und Sänger Klaus Eberhartinger erschien aus selbigen und sang dem Anlass entsprechenden ersten Song „Vorbei“. Danach begrüßte Frontmann Klaus Eberhartinger die anwesenden „Trauergäste“: „Wir verab-
schieden uns. Wir ziehen uns zurück. Wir tragen die EAV zu Grabe. Viele glauben es nicht, aber es ist so: Das ist das letzte Konzert der EAV. Deshalb werden wir keine Ruhe geben, bevor nicht alle Hits gespielt sind.“ Eine Welle der Begeisterung schwappte auf die Bühne. Auch wenn der erste kommerzielle Erfolg auf sich warten lies, aber ein „Ba-Ba-Banküberfall“ kam für die EAV nie in Frage! Auf das Retro Medley bestehend aus „Tanz Tanz Tanz“ / „Alpenrap“ / „Schweinefunk“ ging es mit „Go Karli Go“ und „Johnny 1 – Fahrscheine“ und „Heiße Nächte (in Palermo)“, für welches sie, nach eigenen Angaben, noch immer Dankschreibungen aus Italien bekommen, weiter. Neben all dem Klamauk, blieb beim EAV-Konzert natürlich auch Platz für nachdenkliche und sozial-kritische Lieder, die beim Publikum auf besonders viel Zustimmung trafen. Klaus Eberhartinger verglich die politischen Strukturen unserer Zeit mit dem ältesten Gewerbe der Welt, und warnte: „Die Konzerne sind die Freier, die Lobbyisten die Zuhälter und die Politiker sind – wie sage ich das höflich, na ja, sagen wir – die Liebesdiener.“ Auf „Trick der Politik“ folgte „Geld oder Leben“. In seiner Anmoderation zum umgetexteten Lied „God Bless America“ nahm der Sänger dem US-Präsidenten Donald Trump, den „Horrorclown am roten Knopf“ und seinen „britischen Klon“ Boris Johnson aufs Korn. Für einen sehr berührenden Momente sorgte Eberhartinger, als er vor „Am rechten Ort“ darauf hinwies, dass 70 Millionen Menschen und davon 30 Millionen Kinder auf der Flucht vor Kriegen sind, in Europa seit 70 Jahren Frieden herrscht. Mit „300 PS (Auto ...)“ „An der Copacabana“ und „Samurai“ ging es wieder ausgelassen auf der Bühne zu. Im Anti-Atom-Lied „Burli“ beschäftigte sich die Band um die möglichen Folgen des Super-GAUs eines Kernkraftwerks. Im Teufel-Medley – „Im Himmel ist die Hölle los“ / „Der Teufel“ / „Liebe, Tod & Teufel“ – kamen Musiker und Publikum gleichermaßen ins Schwitzen. „S'Muaterl“ und „Das Wandern“ steckten voller zynischer Kritik an Kirche und Religionen. Im gesungenen Sketch tranken Eberhartinger und Spitzer auf die „Toleranz“. Und zwischendurch gab es natürlich auch ein paar politische Seitenhiebe, passend zur kurz bevorstehenden Wahl in Österreich. So steckte in den leider immer noch aktuellen EAV-Satire-Songs, wie „Heimatlied“, „Rechts 2/3“ und „Neandertal“, viel Engagement gegen Rechtsextreme, rechte Gewalt und österreichische Rechtspopulisten. Mit „Froschkönig“ / „Only you“ kehrte der Humor wieder zurück auf die Bühne. Klaus Eberhartinger lies bei einem sexy Striptease die Hüllen fallen und präsentierte seine knackigen Po-Backen auf der Bühne. Dafür gab es vom Publikum tosenden Applaus. Respekt! Mit „Küss die Hand schöne Frau“ stand dann gleich der nächste Party-Hit am Programm. Den „Sandlerkönig Eberhard“ gab Überraschungsgast und ehemaliger EAV-Sänger Gert Steinbäcker (Sänger von 1979 – 1983) zum Besten. „Die Zeit“ verging an diesem Abend mit einem schon lange nicht mehr gehörten Song rasch. Im „Austrorock Sanatorium“ schwebten die Geister von ein paar sehr interessanten Patienten, herum, wie zum Beispiel: Udo Jürgens hört man aus der Urologie singen: „Merci, merci, merci, für den Einlauf, Cheri.“; „Auf sieben Krücken muss ich (Peter Maffay) gehen"; die Musiker der Hausband EAV leiden an einem „Ba-Ba-Bandscheibenvorfall … Die Gicht ist immer und überall!“; der Märchenprinz braucht beim nächsten Vogerltanz die Ambulanz; STS (steht für: Steinjäger, Tequila, Sliwowitz) singen so Sachen wie: „Großvater, konnst Du ned aba komma auf an Blasentee?“; Matto-Matscha Reinhard Fendrich, Falco, Georg Danzer und viele mehr. Gegen Ende der „Einäscherungsparty“ wurde „Der Tod“ sentimental und ironisch gehuldigt. Mit „1000 Jahre Outro (Sarg)“ endete der offizielle Teil genauso theatralische, wie der Abend begonnen hatte. Klaus Eberhartinger wurde in einem Sarg von der Bühne gebracht. Es folgte minutenlang frenetischer Applaus und Standing Ovations.
Und weil die Fans nach rund zweieinhalb Stunden noch lange nicht genug hatten, folgte eine extralange Zugabe: Einmal mehr bewiesen die Fans Textsicherheit und sangen lautstark zu „Küss die Hand, Herr Kerkermeister“ und „Märchenprinz“ mit. Als weitere Überraschung des Abends betrat Lemo, der neue Schützling von Thomas Spitzer, die Stadthallenbühne und präsentierte die einfühlsame Single „Gegen den Wind“. Der Applaus war ihm sicher. Darauf folgte ein echter Ohrwurm – „Fata Morgana“. Nun hieß es tatsächlich Abschied nehmen von der österreichischen Klamauk-Pop-Rock-Band, die 1977 gegründet wurde. Mit „Morgen“, dem obligatorischem Schlusslied mit welchem jedes EAV-Konzert endet, war der letzte Bühnenabschied gekommen. Und dann kann doch noch sentimentale Abschiedsstimmung auf, als Klaus Eberhartinger mitten im Song die gesamte Crew auf die Bühne holte, um sich für die tolle Zusammenarbeit zu bedanken. Von ihrer Plattenfirma erhielt die EAV noch eine Platin-Auszeichnung für des Best-Of-Albums „100 Jahre EAV - Ihr habt es so gewollt“ (VÖ: 2005, Label: Ariola / Sony Music).
Es war ein würdiger Bühnenabgang. Und die letzten Textzeilen bekamen dann gleich eine ganz neue Bedeutung: „… Morgen, ja morgen, fang' ich ein neues Leben an! Ganz sicher morgen net übermorgen oder vielleicht erst irgendwann. ...“ So endete um 23:00 Uhr ein ganz besonderes letztes Geleit, das ganz sicher in ewiger Erinnerung bleiben wird.

Fazit:
Die „Erste Allgemeine Verunsicherung“ ist Kult und das bereits seit vielen Jahrzehnten. Nun war es leider soweit, zum letzten Mal gastierte die EAV auf einer Konzertbühne – in der Wiener Stadthalle. Mit einer bunten musikalischen Mischung aus Hits und Klassikern, samt legendären Kostümen, und einigen Raritäten lies die EAV ihre Karriere Revue passieren. Kurzweilig, theatralisch und ausgelassen war der dreistündige Konzertabend. Die lange Setliste an ausgewählten Musikstücken aus Kabarettmusik, Rock, Pop und Punk begeisterte das altersmäßig bunt gemischte Publikum. Die gesamte Band spielte, als gäbe es kein Morgen. Sänger und Frontmann Klaus Eberhartinger (seit 1981 bei der Band) führte mit humorvollen Moderationen, inkl. zynischen Kommentaren, durch den Abend. Dabei wirkte der quirlige 69-Jährige nach seinem Bühnen-
sturz mit sechsfachem Rippenbruch fidel, und tänzelte beispielsweise bei „Märchenprinz“ leichtfüßig über die Stadthallenbühne – Schmerzmittel und Adrenalin taten wohl ihr übriges dazu. Professor Thomas Spitzer veredelte die Nummern mit seiner tiefen Stimme und seinem kraftvollen Gitarrenspiel, und bewies, dass er, als letztes verbliebenes Gründungsmitglied und Mastermind, noch lange nicht ins „musikalische Grab“ gehört. Teuflisch gut spielten an jenem Abend auch Kurt Keinrath (seit 1996, Gitarre, Keyboard, Chorge-
sang), Franz Kreimer (seit 2001, Keyboard, Saxofon, Mundharmonika, Congas, Chorgesang), Alvis Reid (seit 2015, Bass, Chorgesang) aus Jamaica und Aaron Thier (seit 2015, Schlagzeug). Stimmungsvolle Lichteffekte rückten die EAV-Musiker auf der Bühne mit ein paar bunten Dekorationen, inkl. zwei Video-Wänden für Nahaufnahmen, ins rechte Licht. Rasche Kostümwechsel sorgten zusätzlich für Abwechslung.
Am 14. September 2019 ging nun eine Ära schließlich zu Ende – doch ihre Musik ist unsterblich – und ihre humoristischen Texte, in denen sie oft Moral über Satire vermitteln, werden die Fans auch weiterhin zum Schmunzeln und Nachdenken bringen.
Die „Einäscherungsparty“ half den Anwesenden der EAV-gemeinschaft, die Trauer zu bewältigen, und die Fans verließen mit einem lachenden und weinenden Auge die Wiener Stadthalle.

Als Trost und Abschiedsgeschenk für die Fans:
Als „musikalischer Leichenschmaus“ erscheinen am 29. November 2019 ein 3CD-Digipak, der ungekürzter Konzertmitschnitt auf Blu-ray, eine Doppel-DVD sowie eine Limitierte Buch-Edition mit 5CDs. Weiters wird das aufgezeichnete Abschiedskonzert der EAV am 30. November 2019 auf Servus TV ausgestrahlt.

Website: www.eav.at
Klaus Eberhartinger
Klaus Eberhartinger
Schwein und Klaus Eberhartinger
Karli und Klaus Eberhartinger
Thomas Spitzer
Franz Kreimer und Kurt Keinrath Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger Thomas Spitzer und Alvis Reid
Events