Abend voller musikalisch-literarischer Highlights:
Musik: Simone Kopmajer & Reinhardt Winkler
Simone Kopmajer, eine der wohl besten Jazzsänger-innen Österreichs, bezauberte einmal mehr das Pu-blikum. Die steirische Jazzsängerin mit dem feinen Timbre begleitete sich selbst am Piano und machte immer wieder mit ihrer Stimme spontane Instrumen-talklänge. Das Repertoire an diesem Abend bestand aus Liedern von Simone Kopmajers aktuellem Album „With Love“ und Klassikern. In „Opposites Attract“ ging es um Gegensätze, die sich anziehen können. „Wenn der Liebesbrief nicht kommt, muss man sich selbst einen schreiben.“, so Simone Kopmajer über „I ´m Gonna Sit Right Down and Write Myself a Letter“. Über die
schönen Dinge des Alltags und den Mo-ment zu genießen sang Simone Kopmajer in „Take It All In“. Auch in Coverversionen kam ihre Ausnahme-stimme besonders gut zur Geltung, wie
der Hit „Baby I'm a Fool“ von Melody Gardot, der Song über ein kaltes Herz „Cold, Cold Heart“ vom berühmten Coun-trysänger Hank Williams und „Come, Dance With Me“ von Prelude Op.28-4 und dem Komponisten Frederic Chopin, um nur ein paar Musikperlen zu erwähnen.
Begleitete wurde die Jazzsängerin vom großartigen Reinhardt Winkler am Schlagzeug. Seine minuten-langen, fantastischen Soli belohnte das restlos be-geisterte Publikum mit viel Applaus. Hervorragende Duette von Piano und Schlagzeug sorgten zusätzlich für einen besonderen Musikgenuss.
Lesung: Max Simonischek
Der renommierte Schauspieler Max Simonischek las die Erzählung „Flattergeist“ vom russischen Schrift-steller Anton Pawlowitsch Tschechow, dem Meister der Kurzgeschichte. Mit gekonnt gesetzten Nuancen in Mimik und Gestik differenzierte er zwischen den unterschiedlichen Charakteren. Dank seiner wunder-baren Stimmführung gelang es Simonischek, sowohl die anfangs
lustige Handlung voller Situationskomik, |
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also auch im Laufe der Geschichte aufkommen-de melancholische Stimmung in seiner Lesung zum Ausdruck zu bringen.
Kurzinhalt: Anton Tschechow – „Flattergeist“
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junges Ehe-paar. Sie, Olga Iwanow, ist eine leicht beschwingte, kunstliebende Frau. Er, Ossip Stepanytsch Dymow, ist ein gutmütiger bis naiver, liebender, arbeitsamer und bescheidener Arzt, liebt die Medizin und die Naturwissenschaften im Allgemeinen.
Mit der Hochzeit von der 23-jährigen Olga Iwanowna mit dem einfachen, sehr gewöhnlichen und durch nichts bemerkenswerten 31-jährigen Arzt Ossip Ste-panytsch Dymow nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Nach der Hochzeit gestaltete sich ihr Leben sehr schön. Olga geht Tag für Tag ins Theater oder in ein Konzert, jeden Mittwoch ladet sie berühmte Freunde in ihr Haus ein, darunter auch der hübsche blonde Genre-, Tier- und Landschaftsmaler Rjabowski. Dymov fällt wegen seiner bescheidenen Art in der Gesellschaft überhaupt nicht auf. Still geht er seiner Arbeit nach, behandelt und forscht.
Während der Sommerfrische in einem Landhaus wen-det sich Olga ihren scheinbar langweiligen Mann ab, stattdessen verliebt sie sich in den Maler Rjabowski. Um dem Künstler nahe sein zu können, malt Olga. Mit ihren Künstler-Freunden unternimmt Olga eine Reise zur Wolga. In einer Mondnacht auf einem Wol-gadampfer verführt Rjabowski Olga mit einer roman-tischen Liebeserklärung. Olga und Rjabovskij durch-leben eine Affäre. Doch Olga wird von Rjabowski nicht geliebt, sondern lediglich ausgenutzt. Schon nach einiger Zeit ist Rjabovskij von ihr gelangweilt. Als Olga sich eingestehen muss, ersetzt worden zu sein, schmerzt sie diese Demütigung sehr. Olga reist gekränkt zu ihrem Mann nach Hause zurück.
Dymow ahnte wohl schon, dass Olga ihn hinterging. Obwohl der
gutmütige Dymow sich nichts anmerken |
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lässt, ist es für die Rettung der Ehe zu spät. Im Krankenhaus infiziert sich Dymow mit Diphtherie, weil er von einem Jungen dessen Diphtheriebelag mit einem Röhrchen absaugt. Olga läuft in sein Kran-kenzimmer, wo Dymow schon im Sterben liegt. Olga versteht erst am Ende, für welches vielversprechende Talent ihn seine Kollegen gehalten hatten, welcher Verlust er für die Wissenschaft ist und was für eine Berühmtheit Dymow höchstwahrscheinlich geworden wäre. Zu spät kommt Olga die Erkenntnis, dass die Kunst nur Luxus ist, mit dem man sich die Lange-weile vertreibt und wie sinnlos ihr vermeintlich er-fülltes Leben war.
Fazit:
Für Freunde, Kenner und Genießer erstklassig arran-gierter, gediegener Jazzklänge und humorvoller bis melancholischer Weltliteratur bot
das Programm viel Neues, dargeboten von drei Ausnahme-künstler – Schauspieler Max Simonischek, Jazzsängerin Simone Kopmajer und Schlagzeuger Reinhardt Winkler.
Dem mit dem Nestroy Theaterpreis ausgezeichnete Künstler Max Simonischek hörte man einfach gerne zu, wenn er über das russische gesellschaftliche Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts rezitierte. Aufmerksam lauschende Premierengäste konnten in den acht Kapitelln, die für Tschechow typischer-weise ein offenes Ende hatten, autobiografische Elemente heraushören. Mit viel Charme und Verve präsentierte Simone Kopmajer wunderbare Eigen-kompositionen und neu arrangierte Coverversionen. Und Reinhardt Winkler erwies sich wieder als ihr perfekter Begleiter am Schlagzeug. Danke für dieses besondere Erlebnis!
UNISEX-Bewertung: 5 von 5 Punkte
Web-Tipps:
www.simonekopmajer.com
www.vindobona.wien |