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TOP-FILM-TIPP:
DER TEUFELSGEIGER – David Garrett bedütiert als Filmstar!
Text: Andrea Beckert; © Summerstorm / Dor-Film / Construction / BR / Arte, Fotos: W. Wehner
Geigenvirtuose David Garrett verkörpert sou-
verän die faszinierende Violin-Legende Niccolò Paganini, den man auch den „Teufelsgeiger“ nannte. An seiner Seite stehen viele weitere namhafte Publikumslieblinge vor der Kamera. Bernard Roses facettenreiches Paganini-Porträt zeigt nicht nur das Genie auf der Geige, son-
dern auch den Menschen dahinter. Das Drama mit teils historisch-biografischem Background kann sich sehen lassen. Prädikat: Bravourös!
weiter zu 31 Filmszenen...
Der langmähnige Stargeiger und Schauspieldebü-
tant kennt die Höhen und Tiefen der erbarmungs-
losen Musikbranche wie kaum ein anderer. Es gibt tatsächlich einige Parallelen zwischen den beiden charismatischen Ausnahmekünstler: die Leiden-
schaft für Musik, ihre brillante Technik, umjubelte Konzerte, beide „Wunderkinder“ wurden zu Welt-
Stars, die harte Arbeit und die konsequente Diszi-
plin und natürlich die (vorwiegend weiblichen) Fans. Aus diesem Grund kann sich David Garrett, der vir-
tuose Interpret von Klassik und Crossover-Musik, mit seinem Idol so gut identifizieren. Zusätzlich ließ das Ausnahmetalent sein gesamtes Spektrum und Er-
fahrungen als Künstler in den Film einfließen und er spielt seine erste Filmrolle wirklich sehr glaubhaft.
Niccolò Paganini (* 27. Oktober 1782 in Genua; † 27. Mai 1840 in Nizza) war nicht nur einer der bedeu-
tendsten Musiker der ersten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts, sonder er war auch ein begnadeter Kompo-
nist, ein Lebemann und der erste Rockstar der Welt. Der Film basiert auf historisch belegten Details und lässt keine Mythen, die sich um den Teufelsgeiger ranken, aus. Biografische Details aus seiner stren-
gen Kindheit werden ebenso gezeigt bis zum ver-
armten Ableben. Zu seinem exzentrischen Lebens-
stil gehören auch Probleme mit Spielsucht, Krank-
heiten und Drogen sowie zahlreiche Frauenge-
schichten. In der tragischen Geschichte um Macht, Ruhm, Ehre, Geld, Intrigen und Mechanismen des Showgeschäfts darf natürlich keine authentische Liebesgeschichte fehlen.
Erwähnenswert sind auch die vielen tollen Nahauf-
nahmen vom italienischen Frauenheld und dessen (vorwiegend weibliche) Fans bekommen auf der großen Leinwand jede Menge zu sehen – nackten Oberkörper und intensive Schlafzimmerblicke inkl.. Das freut vielleicht so manchen männlichen Kritiker nicht, aber zahlreiche Frauenherzen werden sicher-
lich höher schlagen. ;-)
Genuss der Extraklasse bieten auch die grandiosen musikalischen Momente. Höhepunkte des Films sind unter anderem: der nächtliche Ausflug mit Journalis-
tin Ethel Langham und Urbani in eine Taverne, wo Paganini inkognito aufspielt um eine Schlägerei zu vermeiden, und das Geige-Gesangs-Duett von Paganini und Charlotte – wahrhaftig grandios!
Die Schauspieler: Unter der Regie von Bernard Rose mimt Ausnahmegeiger David Garrett bei sei-
nem Kino- und Schauspieldebüt den legendären Geigenvirtuosen Niccolò Paganini. Die ursprüng-
liche Idee zum Film stammte von Garrett, der auch als Executive Producer fungiert. Er konnte im Dreh-
buch seine Ideen und eigenen Erfahrungen aus dem Tourleben einbringen, und erfüllte sich gleichzeitig seinen Traum Filmmusik zu komponieren. Selbstver-
ständlich spielt Herr Garrett alle Stücke selbst, die Musikszenen gipfeln in purem Vergnügen.
Regisseur Bernard Rose besetzte die weiteren un-
terschiedlichen Charakterrollen mit einem hochka-
rätigen Cast: Paganini hatte einen Diener namens Urbani. Im Film entpuppt sich dieser als skrupelloser Manager. Jared Harris spielt seine mondäne Rolle als Urbani diabolisch gut. Der mephistophelische Agent vertritt die Meinung, dass auch schlechte Publicity verkaufsfördernde Werbung ist. Seine Rolle hat zwei Gesichter: zum einen ist Urbani sein untertäniger Diener, der Paganini immer wieder aus misslichen Situationen herausholt, anderseits steckt in ihm der „Teufel“, der Paganinis Ruf als Frauenheld schürt und ihm um jeden Preis zu Ruhm verschafft.
Als Impressario John Watson, der auf drängen seiner Geliebten Paganini nach London holt, konnte Schau-
spieler Christian McKay verpflichtet werden. Er ist nicht nur ein sehr guter Schauspieler, sondern be-
weist während der Gerichtsvollzieher seine Möbel abholen lässt, dass er ein hervorragender Pianist ist. |
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Als dessen Tochter kann man die zauberhafte New-
comerin Andrea Deck als ausdrucksstarke und un-
schuldige Charlotte Watson auf der Kinoleinwand bewundern. Mit ihrer Stimme betört die Schauspie-
lerin und Sopranistin, die für damalige Verhältnisse durchaus als modern und selbstbewusst erscheint, nicht nur Paganini sonder auch das Kinopublikum. Schon im 19. Jahrhundert beeinflusste die Presse mit Kritiken die Leser und berichtete besonders gerne über Intrigen und Konflikte. In der Rolle der knallharten „Times“-Journalistin Ethel Langham, die eine große Story wittert und Paganini auf Schritt und Tritt folgt, ist Joely Richardson hervorzuheben. Veronica Ferres überzeugt nicht nur als Elisabeth Wells, die Mätresse von John Watson, sie fungierte auch als Koproduzentin. Olivia d’Abo verkörpert Primrose Blackstone, eine sehr ernste Demonstran-
tin und Suffragette, die Paganinis Exzesse lautstark anprangert – zur großen Freude von Urbani.
Der Stab: Die Produzenten Gabriela Bacher, Danny Krausz, Rosilyn Heller und Christian Angermayer arbeiteten Hand in Hand um dieses Filmprojekt bestmöglich zu realisieren. Regie führte Bernard Rose, der ohne lange zu überlegen dem Projekt stimmte und unter anderem auch für Dreh-
buch und Kamera verantwortlich war. Der vielseitige Filmemacher verstand es, eine zeitlose Geschichte modern und zeitgemäß zu erzählen. Für den authen-
tischen Look der Kostüme ist die Kostümdesignerin Birgit Hutter verantwortlich. Neben den Sprech-
rollen, für die sie rund 50 Kostüme entwarf und an-
fertigen lies, musste sie mehr als 2.000 Komparsen zeitgemäß einkleiden. Daher suchte sie in verschie-
denen Kostümverleihen in Europa nach ungefähr 3.000 passenden Kostümen. Der Niederländer Franck van der Heijden, Arrangeur, Komponist, Gitarrist und Sänger, arbeitet schon viele Jahre mit David Garrett zusammen. Gemeinsam überarbeiteten und arrangierten sie Paganinis Musik und komponier-
ten die Musikstücke teilweise neu. Der Geigenpart, der auch handschriftlich von Paganini notiert wurde, ist original geblieben.
Fazit: Der Film ist eine gelungene Hommage über eine der faszinierendsten Figuren der Musikge-
schichte und lockt sicherlich nicht nur treue David Garrett-Fans, sondern auch jüngere Kinobesucher und Musikliebhaber gleichermaßen ins Kino. |
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Inhalt: Der junge Niccolò Paganini geht beim Gei-
genunterricht durch die harte Schule seines uner-
bittlichen Vaters. Jahre später, der aufstrebende italienische Violinist Niccoló Paganini (David Garrett) ist ebenso genial veranlagt wie erfolglos. Nach ei-
nem Auftritt in einem Mailänder Theater erscheint am nächsten Morgen ein mysteriöser Mann in sei-
nem Hotelzimmer und unterbreitet ihm ein verlock-
endes Angebot: Urbani (Jared Harris) verspricht dem Musiker absolute Loyalität, will ihm zu Ruhm und Reichtum verhelfen. Als Gegenleistung soll sich Paganini Urbani verpflichten – wenn auch nicht in diesem Leben. Der Violinist geht den faustischen Pakt ein und tatsächlich der europaweit gefeierte Geigenvirtuose und notorische Frauenheld Niccolò Paganini erobert Europa im Sturm und ist im Jahr 1830 auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Paganini kommt indes nicht zur Ruhe und verprasst sein Geld immer wieder im Casino. Er beherrscht sein Instrument so überragend, dass man zur Über-
zeugung gelangte, der Maestro hatte seine Seele an den Teufel verkauft, um so übermenschlich spielen zu können. Daher ranken sich jede Menge Geheim-
nisse und Gerüchte um Paganini und sein Manager Urbani tut alles, um die zirkulierenden Skandalge-
schichten lebendig zu halten. Während Paganini sich in Wien feiern lässt, wird in London die Opern-
sängerin Elisabeth Wells (Veronica Ferres), aufgrund begeisterter Zeitungsberichte, auf den Star auf-
merksam. Sie überzeugt ihren Geliebten, den Impre-
sario John Watson (Christian McKay), Paganini nach London zu holen. Watson überzeugt die Londoner Musikwelt, darunter der einflussreiche Lord Burg-
hersh (Helmut Berger), von einem Auftritt des Aus-
nahmekünstlers in der Stadt und verbürgt sich finanziell für ihn.
Das Angebot aus London kommt zur rechten Zeit. Paganini spielt und verspielt im Casino seine Gagen, bricht zahlreiche Frauenherzen und flüchtet sich in Exzesse. Doch trotz Watsons Zusage, sein Honorar zu erhöhen, weigert sich der Musiker beharrlich nach England zu reisen. Einziger Halt in seinem rauschhaften Leben ist sein sechsjähriger Sohn Achilles (Makhare Ninidize).
In der Themse-Metropole verpfändet Watson der-
weilen Hab und Gut, um die finanziellen Forderung-
en Paganinis zu erfüllen. Personal wird entlassen, das Mobiliar großteils verkauft und selbst Elisabeths Schmuck geopfert. Vergeblich erwartet er den Musi-
ker an den Docks von Dover und muss sich dem Spott der Schaulustigen aussetzen. Unter ihnen die „Times“-Reporterin Ethel Langham (Joely Richard-
son), die das Treiben interessiert beobachtet und eine große Story wittert.
Dem geschäftstüchtigen Urbani gelingt es schließ-
lich, Paganini gegen seinen Willen nach London zu locken. Eine lautstarke Gruppe Demonstrantinnen, ein Tugendbund entschlossener Suffragetten, unter der Führung von Primrose Blackstone (Olivia d’Abo), bereitet dem Ankömmling einen unangenehmen Em-
pfang. Gerüchte um das ruchlose Leben des Frauen-
helden sorgen für Aufregung. Weil die Tumulte vor Paganinis Hotel ein dortiges Bleiben unmöglich machen, muss Watson seinen Star und dessen Ma-
nager bei sich unterbringen. Er bittet seine junge Tochter, die schöne Charlotte (Andrea Deck), das Hausmädchen zu spielen, um die finanzielle Misere zu vertuschen. Paganini findet schnell Gefallen an der Tochter des Gastgebers. Charlotte hingegen ist über seine Avancen empört.
Am Abend vor dem ersten Konzert in London gera-
ten Urbani und Paganini in einer Taverne beinahe in eine Schlägerei, aus der sich Paganini elegant „frei-
spielt“. Die Journalistin Ethel Langham wird Zeuge von dessen fantastischem Auftritt und Opfer seines umwerfenden Charmes. Sie schreibt eine glühende Hymne, die den Ausverkauf seines Premierenkon-
zerts sicherstellt.
Am nächsten Morgen verliebt sich Paganini in Char-
lotte als er ihre Stimme hört und ihr Talent erkennt. Über die Musik finden die Beiden zueinander.
Am Abend beim Konzert lässt Paganini lange auf sich warten. Plötzlich erklingt eine Geige im Foyer, der Maestro betritt den Saal, bewegt sich spielend durch die Reihen auf die Bühne zu. Die Menge tobt, Frauen werden ohnmächtig und selbst der König zeigt sich in seiner Loge. Als Highlight des Konzer-
tes holt Paganini Charlotte auf die Bühne und bitte sie, ihm bei einer ergreifend schönen Arie mit ihrer bezaubernden Stimme zu begleiten. Beide erhalten für ihren fulminanten Auftritt euphorischen Applaus vom begeisterten Publikum.
Doch das junge Liebesglück zerbricht bevor es so richtig begonnen hat. Denn nach dem Konzert stürzt sich die schonungslose Presse auf diese skandalöse Liaison zwischen Paganini und der minderjährigen Charlotte und Urbani beginnt zu-
sätzlich einen teuflischen Plan zu schmieden... |
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Original Titel: Paganini: The Devil's Violinist // Genre: Drama // Land, Jahr: Deutschland / Italien / Österreich, 2013 // Verleih: Filmladen GmbH // Regie: Bernard Rose // Drehbuch: Bernard Rose // Produktion: Rosilyn Heller, Gabriela Bacher, Summerstorm Entertainment, Danny Krausz, Dor Film, Christian Anger-
mayer, Film House Germany // Koproduzent: Veronica Ferres, Construction Film // Executive Producer: David Garrett, Dominic Berger, Craig Blake-Jones, Markus R. Vogelbacher, Marc Hansell, Michael Scheel // Kamera: Bernard Rose // Filmmusik: David Garrett, Franck van der Heijden // Schauspieler: David Garrett, Jared Harris, Andrea Deck, Christian McKay, Joely Richardson, Veronica Ferres, Olivia d’Abo, Helmut Berger // Länge: 122 Min. // Start: 31.10.13 // UNISEX-Bewertung: 4,5 von 5 Noten bzw. 4,5 von 5 Punkten // Link: www.teufelsgeiger-film.de
CD-Tipp: Zusätzlich zum Film ist soeben auch das neue Album „Garrett vs. Paganini“ erschienen.
Konzert-Tipp 2014: Auch wenn der Ausflug in die Kinowelt dem gebürtigen Aachener sichtlich viel Spaß bereitet hat, bleibt es vorerst eine einmalige Sache. Jetzt widmet er sich wieder der Musik. Mit seinem Film macht er jedenfalls Appetit auf seine neue Klassik-Tournee (mit Werken von Paganini und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“) im nächsten Jahr. Am 26. Mai 2014 gastiert er im Wiener Konzerthaus, weitere Informationen finden Sie in den Konzerthighlights. |
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