Es gibt Geschichten, die wird man nicht mehr los. Dazu gehören – Gott sei Dank / leider – auch Urlaubserinnerungen wie diese… |
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Endlich war es soweit, der lang ersehnte Urlaub bei meinem Lieblingsverwandten in Frankreich stand un-
mittelbar bevor. Voller Vorfreude und dem Vorsatz „alle Probleme und Sorgen in Wien zu lassen“ im Gepäck mussten erst quälende 45 Minuten im Flugzeug vergehen, bis dieses dann endlich Richtung Paris abhob. Und es kam wie es eigentlich kommen musste, wegen diesen 45 Minuten habe ich meinen Anschlussflug nach Straßburg um knappe 10 Minuten verpasst. Verärgert wendete ich mich an die Dame beim Informa-
tionsschalter der Fluglinie und bekam im mürrischem Englisch, weil ich kein Französisch spreche, als Antwort: „Bei Inlandfügen wird nicht gewartet. Nehmen Sie doch den nächsten Flieger.“ Die versprochene Information über meine verspätete Ankunftszeit wurde, wie später zu erfahren war, aus Datenschutzgrün-
den meinem Cousin nicht ausgerichtet.
Die folgenden 4 Stunden am Pariser Flughafen vergingen nur sehr langsam. Eine weitere Flugstunde später landete ich gemeinsam mit meinem Gepäck erleichtert und etwas müde in Straßburg. Nach einer herzli-
chen und überglücklichen Begrüßung, wir hatten uns vor ca. sieben Jahren in Schweden das letzte Mal gesehen, ging die Fahrt weiter zum Haus meines Cousins. Der kurze Hausrundgang wurde in der Küche mit folgenden Worten abgeschlossen: „Fühle dich wie zu Hause und bediene dich im Kühlschrank selbst, wann immer dir danach ist.“
Eine wunderschöne Woche mit vielen unvergesslichen Eindrücken, zahlreichen Besichtigungen, kulina-
rischen Hochgenüssen und zahlreichen unbeschwerten Momenten verging im Eiltempo.
Daher kam der letzte Tag schneller als mir lieb war. Wegen eines Feiertages waren an diesem Tag alle Geschäfte geschlossen. Daher war Improvisation in der Küche gefragt. Im gut gefüllten Kühlschrank befanden sich unter anderem zwei Packungen mit je zwei Putenbrustscheiben, die sich wunderbar zum Lieblingsgericht meines Cousins verarbeiten ließen, nämlich zu „Wiener Schnitzeln“.
Kurzentschlossen und ohne meinen Cousin zu fragen, schließlich wollte ich ihn damit überraschen, machte ich mich – so wie ich es von meiner Mutter gelernt habe ;-) – an die Arbeit:
- Zwei Putenbrustscheiben (Alternative: Schweine- bzw. Kalbfleisch von der Nuss!) waschen, mit Küchenpapier gut trocken tupfen und eventuell etwas flach klopfen.
- Jedes Stück beidseitig leicht salzen, zuerst in Mehl, dann in versprudeltem Ei und schließlich in Semmelbrösel, die ich eignes für diesen Moment mitgenommen habe, wenden, so das jedes Schnitzel mit Panade rundherum bedeckt ist.
- Eine Pfanne (Tipp: ideal sind Gusseisenpfannen) mit reichlich Öl erhitzen und anschließend die Schnitzeln beidseitig schwimmend, goldgelb herausbacken.
Tipp: Schnitzel beim Wenden nicht anstechen, dann bleibt das Schnitzel schön saftig.
Schließlich servierte ich die knusprigen Schnitzel mit mariniertem, knackigem Blattsalat (Erdäpfel-
salat passt übrigens auch hervorragend dazu). Mahlzeit!
Mein Cousin fragte sich jedoch, wie ich zu dem Fleisch kam? Schließlich waren doch alle Geschäfte ge-
schlossen. Und um welche Fleischsorte es sich handelte,weil das Schnitzel so weich war. Daher ging er mit fragendem Blick in die Küche, sah im Kühlschrank nach und bemerkte, dass eine der beiden Puten-
brustpackungen fehlte. „Oh no!“, waren seine ersten Worte. Dann erklärte er mir, dass das Putenfleisch eigentlich als Hundefutter für seinen Pudel gedacht war, da er nur frisch gekochtes Fleisch frisst. – Na ja, eins ist jedenfalls sicher, die Qualität des Fleisches war hervorragend und geschmeckt hat es uns beiden! Mein Cousin hat seines mit sichtbaren großen Appetit verzehrt und für seinen herzigen Pudel waren ja noch die Schnitzel aus der zweiten Putenbrustpackung da.
Okay, vielleicht hätte ich doch vorher fragen sollen, ob ich kochen darf. Am nächsten Tag, vor meinem Rückflug nach Wien, habe ich noch rasch das fehlende „Hundefutter“ ersetzt. ;-)
Tipp: Eindrücke und Erinnerungsfotos von Frankreich finden Sie in unserem Reiseteil UNISEX on the Road. |