Typisch Stegreif:
Immer anders. Immer überraschend. Immer lustig. Immer aus dem Stegreif. Immer eine Premiere. Das ist das „Stegreifspiel der Tschauner Bühne“, welches von der österreichischen UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde.
Wie die Geschichte rund um den neureichen Herrn Pitzelberger auf der Bühne erzählt wird, ist keineswegs geprobt oder festgelegt. Nur Figuren, Rahmen- handlung und Szenenabfolge mit Inhaltsangabe sind festgelegt. Wie und was passiert, sowohl verbal als auch inhaltlich, obliegt den vorzüglichen Schau-
spielerInnen jeden Abend aufs Neue. Für das Publikum ergeben sich dadurch immer wieder neue und irrwitzige Situationen. Das ist auch eine Garantie dafür, dass jeder Abend anders ist, sodass es auch für Publikums-Wiederholungstäter inhaltlich einige unerwartete Wendungen geben wird.
Inhalt:
Die schlechte Nachricht gleich zu Beginn: Nachdem das Orchester streikt, muss die Vorstellung des „Salon Pitzelberger“ ohne Selbigem vorliebnehmen. Statt- dessen übernimmt ein Pianist erster Klasse – oder sollte man „Pianist der ersten Klasse“ sagen, die musikalische Untermalung. Und dann nimmt der heitere Bühnenspaß seinen Lauf...
Um einen Fuß in die bessere Gesellschaft zu bekommen, veranstaltet der neu- reiche Pitzelberger am zweitschönsten Tag seines Lebens nach der Scheidung eine Soiree, bei der eine weltbekannte Diva auftreten soll. Und auch seine Tochter Ernestine möchte er an diesem Abend einer ausgemachten Ehe näher- bringen. Doch das Herz der Tochter schlägt für einen anderen: für den Nach- barn Casimir, einem jungen, mittellosen Musiker.
Ihr Vater darf jedoch nichts von der heimlichen Beziehung wissen, denn ein armer Musiker sei kein würdiger Bewerber für seine Tochter. Das Liebespaar hat sich auf einen musikalischen Code geeinigt, wenn der Vater nicht zu Hause ist, steigt Casimir durch das Fenster ein. Casimir komponiert eine neue Oper, mit der er Pitzelberger beeindrucken möchte. Die Soiree bietet eine gute Gelegen- heit, um dem Vater die Vorzüge des Geliebten darzubringen. Rasch wird ein Plan geschmiedet, drei Briefe verschickt und die Diva samt Pianist ausgeladen.
Dann erhält Pitzelberger Briefe, in einem sagt die berühmte italienische Opern-
sängerin die Vorstellung ab. Pitzelberger ist am Boden zerstört. Doch was tun, wenn eine Absage unmöglich erscheint, da unter den Gästen die erlauchte Dame von Krauthofer und ihr Sohn, der auserwählte Schwiegersohn, sind?
Pitzelbergers Ex-Frau hat Gesangstalent. Um die musikalische Soiree zu retten, schlüpft sie in die Rolle der italienischen Operndiva – die mittlerweile ange- kommenen Gäste kennen schließlich die echte Diva nicht. Casimir begleitet die großartige „italienische“ Diva auf seiner Flöte namens Bärbel. Die Gäste sind beeindruckt und das Konzert wird ein großer Erfolg. Als die echte Diva und ihr Pianist doch noch erscheinen, sind Turbulenzen vorprogrammiert. |
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Welche Rolle spielt Pitzelbergers Diener Brösel bei dem raffinierten Plan? Was steht in den Briefen? Was haben Schnecken mit Running Sushi zu tun? Wird Herr Pitzelberger die Hand seiner Tochter, dem Komponisten Casimir geben? All dies und vieles mehr erfahren Sie im neuen Stegreif-Klassiker „Salon Pitzelberger“.
Fazit:
Die letzte Stegriefbühne mit entspannter Atmophäre ist ein Ort, an dem die ver- meintlich leichte Unterhaltung des Improtheaters zur hohen Kunst avanciert.
„Salon Pitzelberger“ (Idee: Katharina Kutil (frei nach Jacques Offenbach), Bear- beitung für Stegreif Klassik: Jürgen Kapaun) war ein köstlich witziger Abend, welcher von einem großartigen Leading Team (künstlerische Leitung, Schau- spieler: Jürgen Kapaun, Bühnenbild: Petra Fibich-Patzelt, Andreas Schmidin- ger, Kostüme: Juergen Christian Hörl, Produktionsleitung: Judith Holl)
sehr ideenreich umgesetzt wurde.
Ein hohes Maß an Spielfreude war dem neu formierten Stegreif Klassik-Ensem- ble, bestehend aus altbekannten Tschauner Publikumslieblingen und neuge- wonnenen Impro-SchauspielerInnen am umjubelten Premierenabend anzusehen. Zahlreiche Pointen wurden dank Einfallsreichtum und Sprachwitz der Akteure gekonnt platziert. Thomas Schreiweis bewies als Herr des Hauses Pitzelberger sein wunderbar komödiantisches Potenzial. Auf der Bühne überzeugte Monika Schmatzberger als Pitzelbergers misstrauische und stimmgewaltige Ex-Frau. Sarah Baum als deren Tochter Ernestine und Georg Hasenzagl als mittelloser Komponist und Musiker Casimir mimten ein entzückendes Liebespaar. Groß- artig spielte Jürgen Kapaun den Diener Brösel. Amüsant war auch die Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Manuela Stachl als Frau von Krauthofer und Christian Schiesser als Sohn. Während des Abends sorgte Markus Richter als einsamer Pianist im Hintergrund für einen Running Gag (Türe immer wieder schließen) und konnte so zusätzliche Lacher aus dem Publikum für sich verbuchen. Ursula Anna Baumgartner verkörperte hervorragend die exzentrische Operndiva, das Lercherl von Jesolo. Ferri Trümmel als Petermann, persönlicher Pianist der Diva, rundete dieses tolle Ensemble perfekt ab.
Dieser einmalige Theaterabend machte allen – auf und vor der Bühne – sehr viel Spaß. Vielen Dank!
„Salon Pitzelberger“
24.06. & 27.08.21, Tschauner Bühne
Maroltingergasse 43, 1160 Wien,
www.tschauner.at
TIPP: Ab sofort gibt es die Tschauner COVID-Antigen-Schnellteststation der IFMS-MED, kostenlos und ohne Anmeldung, für alle Personen von Montag bis Freitag von 11:00 – 18:00 Uhr, am Wochenende von 14:00 – 18:00 Uhr, exklusiv für die TheaterbesucherInnen täglich von 18:00 – 19:00 Uhr. Zusätzlich werden jede Woche Freikarten unter allen getesteten Personen verlost. |