Der Savoy Ballroom
Die von Kurt Prohaska perfekt recherchierten Infor-mationen gaben Einblicke in den größten und
wohl berühmtesten Ballsaal aller Zeiten – dem legendären Savoy Ballroom. „The World's Finest Ballroom“ im New Yorker Stadtteil Harlem steht für glorreiche 32 Jahre Musikgeschichte: an die 1.000 Quadratmeter Tanzfläche, geöffnet 7 Tage die Woche für bis zu 4.000 Tänzerinnen und Tänzer täglich, mehr als 20 verschiedene House Bands, die auf zwei Bühnen mit zahlreichen Guest Bands in musikalischen Battles traten; tausende Musikerinnen und Musikern, die hier den Swing zum populärsten Musikstil seiner Zeit machten, darunter die größten Namen der Jazz-Ge-schichte, angefangen von Louis Armstrong mit sei-nen Savoy Ball Room Five über die Big Bands von Fletcher Henderson und Duke Ellington bis hin zu Dizzy Gillespie. Es war der erste Tanzsaal, in dem sich Schwarze und Weiße ohne Rassenkonflikte zum Tanzen treffen konnten. Einzige Bedingung, um in den berühmten Ballsaal eintreten zu dürfen, war, dass man tanzen konnte, das galt auch für Clark Gable. Der Swing-Tanz Lindy Hop hat hier seinen Ur-sprung und gilt als Vorläufer der Tänze Jive, Boogie-Woogie und Rock ’n’ Roll. Als „das Savoy“ am 10. Juli 1958 für immer schloss, sagte Count Basie mit Trä-nen in den Augen: „With the passing of the Savoy Ballroom, a part of show business is gone. I feel about the same way I did when someone told me the news that Bill „Bojangles“ Robinson was dead.“
Chapter 2: Stompin' At The Savoy
Fulminant starteten Kurt Prohaska (Piano), Clemens Gigacher
(Bass), Dusan Milenkovic (Schlagzeug), Spe- ciual Guests Tamás
Molnár (Saxophon) und die be-zaubernde Sängerin Lady Lili Mae mit
ihrem konzer-tanten Streifzug durch den „The World's Finest
Ball-room“ und gaben dem Programm gebenden Titel-song „Stompin'
At The Savoy“ von Edgar Sampson über den legendären Club zum
Besten. Bei dem an-fangs leicht verfremdeten „Charleston“ wippten
zum Schluss Köpfe und Füße der anwesenden Gäste mit. Danach
folgten die Instrumentalnummern „St. Louis Blues“ in einer
Fassung von Louis Armstrong, „King Porter Stomp“ von Jelly Roll
Morton, der Standard „Rose Room“ von Art Hickman, sowie die
großartige Komposition „Rockin' In Rhythm“ von Duke Ellington.
Mit den Songs „It Don't Mean A Thing“ und „Blue Lou“ huldigte die
grazile Sängerin Lady Lili Mae die Duke Ellington-Sängerin Ivie
Anderson und Ella Fitz-gerald. Zu Ehren vom großartigen Count
Basie spiel-te das Kurt Prohaska Trio gemeinsam mit den Spe-cial
Guests Tomy Molnár am Saxophon und Christof Zellhofer an der
Trompete die instrumentale Kenn-melodie „One O'Clock Jump“ des
bedeutenden Jazz- |
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Pianisten. Abschluss für den ersten Teil bildete der von Chick Webb selbst komponierte Song mit dem
sehr lustigen Titel „I Can’t Dance (I Got Ants In My Pants)“. Als Bigband-Leader war er der anerkannte „König des Savoy“ und galt als Vorbild für alle gro-ßen Drummer. Der phänomenale Schlagzeuger war schwer körperbehindert und starb mit nur 34 Jahren an Knochentuberkulose.
Der zweite Teil des Abends stand im Zeichen einer fulminanten Seitenblicke-Revue auf das umtriebige Geschehen in besagtem Hotspot von Harlem. Im ersten Song „How Ya Baby“ von Fats Waller wurde Lady Lili Mae vom jungen Mann Jonathan Kügler „an-gebaggert“. Im Song „Off-Time“ von Fats Waller be-kam der tanzbegeisterte Jonathan Kügler von „The Lady Who Sings With The Band“ Lady Lili Mae erst einmal eine Lektion in Lindy Hop. Nur von Applaus unterbrochen ging es mit „Tea For Two“ weiter. In „Sing, Sing, Sing“ von Louis Prima bekam Jonathan Kügler besonders viel Applaus vor allem für seine tolle Steppeinlage. Anfang der 1940er Jahre entstand die neue Musikrichtung Bebop, welche den Ursprung des Modern Jazz bildete. In der wunderschönen In-strumentalnummer „Lester Leaps In“ vom phänome-nalen Saxophonisten Lester Young begeisterte Tomy Molnár einmal mehr auf seinem Saxophon. Nachein-ander zelebrierten auch alle anderen Musiker ihre großartigen Soloeinlagen – frenetischer Applaus war ihnen sicher. In der Debütsingle vom The King Cole Trio „That Ain't Right“ lieferten sich Lady Lili Mae und Jonathan Kügler einen emotionalen Schlagab-tausch. Ganz in der Tradition des Savoys ließ man den Abend ausklingen, die Band wurde leiser, ein letztes Tanzpaar sang und tanzte den langsamen „Jitterbug Waltz“. Die Künstler verabschiedeten sich vom Publikum, welches jedoch
um ca. 22:00 Uhr noch nicht nach Hause gehen wollte. Zum euphor-ischen Schlussapplaus mischten sich laute Zugabe-rufe. Nach wenigen Minuten wurde dieser Wunsch mit einem Medley bestehend aus „I Can't Give You Anything But Love“ und „It's A Sin To Tell A Lie“, so-wie „Two Sleepy People“ erfüllt. Glückliche Konzert-besucher/innen machten sich aus dem imaginären Savoy bzw. aus dem Wiener Metropol auf
den Heim-weg. Vielen Dank für einen wunderbaren Abend!
Fazit:
Im beinahe ausverkauften Metropoldi traf sich Don-nerstagabend
ein jazzbegeistertes Publikum, um Swing Music und Swing Dance in
all seinen schönen Facetten zu genießen. Denn der versierte
Jazzpia-nist, Bandleader, Impresario und leidenschaftliche
Storyteller Kurt Prohaska hat für das zweite Kapitel seiner
vierteiligen Konzertserie „The Story of Jazz – Social Studies“
eine abwechslungsreiche Musikaus- |
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wahl aus dem „World's Finest Ballroom“ in Harlem, wo sich in den 1920er und 30er Schwarze und Weiße gemeinsam dem Swing von Duke Ellington, Fletcher Henderson, Chick Webb, Ella Fitzgerald und Count Basie hingaben, zusammengestellt. Zwischendurch erzählte ein bestens vorbereitete Kurt Prohaska lusti-ge Anekdoten und wissenswerte Hintergrundinfor-mationen rund um den einst größten und glamourö-sesten Ballsaal der Welt.
Für seine instrumentalen, vokalen und gesellschaftlichen „Seitenblicke“ holte sich Kurt Prohaska wieder fantastische Musiker auf die kleine Bühne des Metropoldi, um gemeinsam eine musikalische Zeitreise in die glorreiche Swing-Ära zu unternehmen. Die siebenköpfige Band stand einer großen Savoy-Bigband in puncto Qualität, Spiel-freude, Spontaneität und Rhythmikgefühl sicherlich um nichts nach. Ganz im Stil der großen Stars ver-gangener Zeiten erschienen die Musiker im Metropol gepflegt und herausgeputzt in schwarzen Anzügen und Fliege. Beim
Jazzpianisten Kurt Prohaska traffen höchste Präzision und wortwörtliches Fingerspitzen-gefühl aufeinander. „The Story of Jazz“-Newcomer Clemens Gigacher am Kontrabass und Dusan Milen-kovic am Schlagzeug lieferten sich virtuose Battles und erhielten folgerichtig viel Applaus für ihre her-ausragenden Leistungen.
Gleich mehrere Special Guest an diesem Abend ver-edelten die Songs. Souverän agierte Tomy Molnár am Saxophon und auf der Klarinette. Trompeter Christof Zellhofer spielte in bester Louis Armstrong-Manier sein Instrument und überraschte auch als Sänger. Heiterkeit und Eleganz versprühte die char-mante Sängerin Lady Lili Mae, die mit Reminiszen-zen an Ella Fitzgerald und die Duke Ellington-Sänge-rin Ivie Anderson beeindruckte. Jonathan Kügler be-geisterte durch humorvolle Gesangs- und Stepp-Ein-lagen. Im Duo sorgten sie im
2. Teil des Abends für beste Unterhaltung bei den begeisterten Jazz-Fans.
Immer wieder bekam das fasziniert lauschende Wiener Publikum abwechselnd von allen Musikern meisterhafte und ausschweifende Soli zu Gehör und hatte so den ganzen Abend lang viele gute Gründe, um tosenden Beifall zu spenden. Bravo!
UNISEX-Bewertung: 5 von 5 Punkte
The Story of Jazz – Social Studies in Jazz
Theaterverein Wiener Metropol
(Metropoldi)
06. – 08.10.22, Chapter 1: Black and Blue
24. – 26.11.22, Chapter 2: Stompin' At The Savoy
23. – 25.02.23, Chapter 3: Nica's Dream
20. – 22.04.23, Chapter 4: Dizzy For President
Hernalser Hauptstraße 55, 1170 Wien
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